Am Seetalplatz auf dem Areal der Viscosistadt ist Anfang 2022 der Wärmeverbund Seetalplatz in Betrieb gegangen. Unter dem Gelände am Ufer der Kleinen Emme fliesst seit der Eiszeit ein mächtiger Grundwasserstrom. Dieses Wasser wurde von der ehemaligen Viscosuisse bereits vor mehr als hundert Jahren erschlossen und für ihre industriellen Prozesse verwendet. Bis vor kurzem wurde mit fossiler Energie Dampf für die Produktion und für das gesamte Heizungssystem auf dem Viscosistadt-Areal erzeugt. Doch diese Anlagen sind in die Jahre gekommen und waren energetisch nicht mehr vertretbar. Studien haben gezeigt, dass ein Grundwasser-Wärmepumpen-System ökonomisch wie ökologisch die ideale Lösung ist.
CO2-Reduktion um 93 Prozent
Im Frühjahr 2018 wurde deshalb mit dem Wärmeverbund Seetalplatz AG (WVS) eine neue Firma gegründet. Sie ist eine 100-prozentige Tochter der Monosuisse AG. Der WVS erzeugt seit kurzem aus dem gepumpten Grundwasser sowie aus industrieller Abwärme Energie. Die Pumpen für den Verbundbetrieb werden auch mit Solarstrom von den Dächern der Viscosistadt versorgt. Der WVS ermöglicht eine nachhaltige Energieversorgung des ganzen Gebietes rund um den Seetalplatz. Diese Lösung reduziert den bisherigen fossilen Brennstoffverbrauch um 93 Prozent und die Umwelt wird jährlich mit 5800 Tonnen weniger CO2-Schadstoffemissionen belastet. «Der mit dem Wärmeverbund Seetalplatz mögliche weitgehende Verzicht auf fossile Energieträger ist ein wichtiger Schritt. Nach mehrjähriger Planung und Realisation konnten wir die Gebäude der Viscosistadt an die neue Wärmezentrale anschliessen. Weitere Baufelder werden folgen. Wir sind stolz auf diese Evolution im Einklang mit Ökologie und Ökonomie», erklärt Alain Homberger, Geschäftsführer der Viscosistadt AG und Verwaltungsratspräsident der WVS AG.
Auf dem Weg zur Smart City
Der WVS ist kein neues Energiewerk, sondern versteht sich als Energieversorger mit neuster Technik. Er beschränkt sich auf die Versorgung von Wärme und Kälte. Diese wird als erstes den Mieterinnen und Mietern auf dem Areal der Viscosistadt geliefert. Nach der Viscosistadt wird ab Sommer 2022 das Projekt 4Viertel an den Verbund angeschlossen. Die weiteren Baufelder folgen gestaffelt innerhalb der nächsten Jahre. In Luzern Nord in der Gemeinde Emmen wächst ein neues Zentrum heran. Aus dem ehemaligen reinen Industrieareal Viscosistadt sowie rund um den Seetalplatz entsteht ein neues, attraktives Stadtquartier. Es sollen bis zu 1500 neue Wohnungen und rund 4000 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden. Dazu gehört die kantonale Verwaltung, die an diesem Standort ihren neuen Sitz erhält. Luzern Nord soll sich als Smart City entwickeln. Teil dieses visionären Konzepts ist eine ökologische und nachhaltige Energieversorgung.
Vorgaben der Energiestrategie 2050 bereits jetzt erfüllt
Mit dem Wärmeverbund Seetalplatz werden die Vorgaben der Energiestrategie 2050 für die Areale rund um den Seetalplatz bereits jetzt erfüllt. In Zukunft werden jährlich rund 21 Gigawattstunden Energie direkt vor Ort erzeugt Um Verbrauchsspitzen abzudecken, muss künftig nur noch auf maximal 7% fossile Energie zurückgegriffen werden. Der Anschluss der Grundstückbesitzer in der Umgebung an das Netz ermöglicht eine Energieversorgung, die umwelttechnisch und energetisch auf dem neusten Stand ist, spart Platz in den Gebäuden und senkt so die Unterhaltskosten der Partner. Damit die Wärmeverbund Seetalplatz AG das neue Stadtzentrum nachhaltig mit grüner Energie versorgen kann, werden insgesamt Investitionen von rund 22 Mio. Franken getätigt.
Ein zukunftsweisendes Projekt
«Mit einer klaren Vision und einem überzeugenden Konzept leistet der Wärmeverbund mit Wärme- und Kälteerzeugung durch Grundwasser einen bedeutenden Beitrag zur Nutzung erneuerbarer Energien», erklärt Josef Schmidli, Gemeinderat und Vorsteher Direktion Bau und Umwelt der Gemeinde Emmen. Der Wärmeverbund Seetalplatz ist ein Kooperationsprojekt über und mit verschiedenen Arealen und Partnern. Den Grundstein legten der Teilrichtplan Wärme Luzern Nord und Süd mit Regierungsratsbeschluss von 2015 sowie die 2017 vom Gemeindeverband LuzernPlus genehmigte Änderung für den Seetalplatz. «Dank der guten Zusammenarbeit von Behörde und Industrie konnte eine nachhaltige, zuverlässige und wirtschaftlich interessante Energieversorgung im Raum Seetalplatz geschaffen werden. Das Projekt passt optimal zur nationalen Energiepolitik und zu Emmen als Energiestadt», sagt Josef Schmidli weiter.